Overtourism. FairReisen nach Corona - Frank Herrmann
Wohin steuert die Reisebranche und der Reisestrom der Urlauber? Kehren wir nach der Corona-Pandemie zurück zu Massentourismus, Billigflügen, Kreuzfahrten, Müllbergen und Ausbeutung am Urlaubsort oder wird ökologischer und sozial verantwortlicher gereist? Diese Fragen stellt Frank Herrmann in seinem bildreichen Vortrag und beleuchtet stellvertretend einige der beliebtesten Urlaubsorte und -arten. Es sind beängstigende Zahlen, mit denen er die Zuhörer konfrontiert. Doch Herrmann will uns nicht gänzlich den Urlaub „vermiesen“. Dazu ist er selbst viel zu gern unterwegs (oft allerdings weite Strecken mit dem Fahrrad). Es ist jedoch immer mit Blick auf die Umwelt zu überlegen, welches Fortbewegungsmittel wir wählen und welchen Urlaubsort wir ansteuern. Politiker fordert Herrmann auf, sich zu trauen, Obergrenzen für viel besuchte Orte der Welt auszusprechen, und wenn dieses Limit erreicht ist, kann dieser oder jener Ort in diesem Jahr nicht bereist werden, etwa so wie ein ausverkauftes Konzert. Es ist zu fragen, ob wir wirklich mehrmals im Jahr eine Kurzreise mit dem Flieger planen müssen oder besser wieder zu früheren Strukturen zurückfinden und einmal im Jahr einen längeren Urlaub verwirklichen sollten, und ob wir unbedingt immer das weitest erreichbare Reiseziel ansteuern müssen. Ganz und gar abgeschafft gehören nach Herrmanns Meinung die riesigen Kreuzfahrtschiffe für tausende Menschen, die mit ihrem dreckigen Diesel Weltmeere und Luft verpesten. Der Autor macht Mut mit kleinen Schritten in die richtige Richtung zu beginnen und nicht gleich aufzugeben, wenn wir unsere gesteckten Ziele nicht gleich erreichen.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen Autor und Publikum. Es war zu spüren, wie viele Menschen sich mit diesen Gedanken derzeit auseinandersetzen. Insgesamt wären dem Vortrag einige Zuhörer mehr zu wünschen gewesen. Doch noch ist Corona ja nicht vorbei. Manche sind sicher noch vorsichtig. Ein „Neustart Kultur- Literatur vor Ort“ ist jedenfalls gemacht, vor allem dank der hervorragenden finanziellen Unterstützung durch das gleichnamige Bundesprojekt, das vom Sankt Michaelsbund München organisiert wird.